Bei diesem Thema scheiden sich die Geister … und es lässt sich vorzüglich stundenlang diskutieren, welche Ausrüstungsgegenstände unverzichtbar sind und welche als sogenanntes “luxury item”, also als Luxusgegenstand, gelten. Mittlerweile gibt es verschiedene Philosophien, die mit Akribie und Herzblut verfolgt werden. Dem klassischen europäischen Stil des Wanderns – also dem Wandern mit festen Wanderstiefeln, einen stabilen Rucksack mit genügend Platz für Ausrüstung für alle Eventualitäten, steht ein Wanderstil gegenüber, der seinen Ursprung auf den Langstrecken-Wanderwegen Nordamerikas hat: Ultra-Leicht-Wandern. Bei dieser Art des Wanderns, die das erste Mal von Ray Jardine, einem us-amerikanischen Bergwanderführer, 1992 in einem Buch beschrieben wurde, steht die Minimierung des Ausrüstungsgewichts unter Einbeziehung der Gegebenheiten einer Tour, des persönlichen Know-Hows sowie des Sicherheits- und Komfortbedürfnisses im Mittelpunkt. Ziel ist, das Wandern mehr genießen zu können, wenn man weniger an Gewicht zu tragen hat und leichtfüßiger und damit auch schneller voran kommt. Die genauen Gewichtsangaben schwanken, in der Regel spricht man von Ultralight, wenn das Rucksackgewicht (ohne Proviant, Wasser und Brennstoff) unter 5 kg liegt. Ein Rucksackgewicht zwischen 5 und 9 kg wird als Light Trekking bezeichnet, bei allem, was darüber liegt, spricht man vom traditionellen Trekking.

In verschiedenen Internetforen zu diesem Thema gibt es immer wieder intensive Diskussionen darüber, was wirklich notwendig beim Wandern ist, auf welche Dinge man verzichten und wie man das Gewicht seiner Ausrüstung weiter verringern kann. Das Absägen des Zahnbürstenstiles ist dabei ein oft genanntes Beispiel. Der Outdoor-Markt hat begonnen, in den letzten Jahren auf eine gestiegene Nachfrage im Bereich UL zu antworten und immer mehr kleine Firmen bringen immer weiter optimierte Lösunge für leichte Ausrüstung auf den Markt.
Wichtige Merkmale des UL-Trekking sind:
- Ausrüstungsgegenstände sollten möglichst nicht nur eine Anwendungsmöglichkeit haben: Wanderstöcke, z.B., werden zum Aufbau eines Zeltes oder Tarps genutzt.
- Ausrüstung wird modifiziert oder häufig auch selbst hergestellt; Rucksäcke oder Zelt werden aus leichten Materialien selbst hergestellt
- akribische Planung der Tour unter Berücksichtigung aller Begebenheiten, um unnötigen Ballast in Form von zu viel Proviant, Brennstoff oder zu viel Wasser zu vermeiden
- Reduzieren der Ausrüstung auf das allernötigste – dabei gilt das Motto: Mehr Comfort auf dem Weg bedeutet weniger Comfort im Camp. Weniger Comfort auf dem Weg mehr Comfort im Camp.
- überlegte Auswahl von Lebensmitteln mit möglichst hoher Kaloriendichte bei wenig Gewicht; eventuell Verzicht auf Kocher und Brennstoff
So spannend das Thema Ultraleicht beim Wandern ist, so viel Zeit, Energie und vor allem auch Geld kostet es. Wer das nötige Geschick hat, dem gelingt es vielleicht, den ein oder anderen leichten Gegenstand selbst anzufertigen oder für kleineres Geld anfertigen zu lassen. Jedoch, da das UL-Trekking ein – wenngleich wachsender – Nischensektor ist, kostet eine solche Ausrüstung mehr Geld als eine, die etwas schwerer wiegt. Es sollte genau abgewägt werden, was man benötigt, worin man bereit ist, etwas mehr Geld zu investieren und vor allem muss man ehrlich zu sich selbst sein und sich die Frage nach seiner eigenen Erfahrung beantworten. Denn Erfahrung, Kompetenz im Umgang mit verschiedenen Situatonen in der freien Natur und Ziel der Wanderung sollten auch ausschlaggebend für die Art der Ausrüstung sein. Ein UL-Rucksack ohne Tragegestell erfordert Erfahrung im Packen des Rucksacks. Ein leichter Daunenschlafquilt im verregneten Schottland verliert schnell seine Fähigkeit zu wärmen. Leichte Trailrunningschuhe in unwegsamen Teilen Kirgistans können bei untrainierter Knöchelmuskulatur schnell zu Verstauchungen führen.

Nichtsdestotrotz, je leichter Rucksack, desto mehr Spaß macht das Wandern und desto dankbarer werden Rücken und vor allem Füße sein.
Ich empfehle, sich langsam dem Thema UL zu nähern und sich vielleicht nicht sofort die leichtesten und damit auch die teuersten Ausrüstungsgegenstände zuzulegen.
Gerade diejenigen, die wenig Erfahrung haben und erst einmal schauen möchten, ob das Wandern etwas für sie sein könnte, sollten abwägen zwischen Kosten und Nutzen. Bevor man zu einem federleichten Tarptent greift, sollte man einmal ein gutes leichtes freistehendes Zelt testen. Oder sich Ausrüstung ausleihen und ausprobieren und erst einmal das benutzen, was man vielleicht sowieso bereits besitzt.
Mittlerweile liegt mein baseweight, also das Gewicht meiner Ausrüstung ohne Proviant und Wasser, bei etwa 7 kg. Damit gehöre ich nicht zu den UL-Cracks. Wenngleich ich jedoch darauf achte, nicht zu viel und vor allem nichts Unnötiges mit mir umherzutragen. Ich bin einen weiten Weg gekommen von den ursprünglichen etwa 30 kg, die ich am allerersten Tag auf dem Pacific Crest Trail vom niedrigsten Punkt des Weges hinauf auf die Höhen der Kaskaden im Norden Oregons geschleppt habe.


Das genaue Planen und Überdenken der Ausrüstung kann ein Freude-bringender Aspekt der Vorbereitung auf eine Wanderung sein. Mich selber ermüdet dieser Aspekt, ich bin keine Ausrüstungsfetischistin und ich möchte nicht zu viel Energie auf dieses Thema verschwenden. Trotzdem möchte ich im Folgenden meine Ausrüstung vorstellen und auf meine Fehler hinweisen.
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