Ich habe mich dazu entschieden, im Süden, in Bluff, los zu wandern und nach Norden zu gehen. Dazu ausschlaggebend waren drei Faktoren: Zum einen konnte ich vor Anfang Januar nicht loswandern. Um zu einer günstigen Zeit im Norden zu beginnen, hätte ich schon Ende Oktober nach Neuseeland fliegen müssen und da war ich noch auf dem Pacific Crest Trail (PCT) unterwegs. Ein weiterer Grund ist, dass ich gern entgegen dem Strom gehe. Auf dem PCT war ich entgegen der ‘Hauptwanderrichtung’ nach Süden unterwegs und da auf dem TA die meisten gen Süden gehen, war eigentlich klar, dass ich nach Norden gehen möchte. Drittens wollte ich die landschaftlich schönere Südinsel zuerst erleben.
Um es vorweg zu nehmen: Mein Vorhaben, den Te Araroa komplett zu erwandern, habe ich nicht umgesetzt. Das hat verschiedene Gründe, die ich gerne erläutere, denn vielleicht können diese Überlegungen und Aspekte in der Vorbereitung anderer auf den Te Araroa helfen oder zuindest zum Nachdenken anregen.
- Da ich fast direkt vom Pacific Crest Trail nach Neuseeland gekommen bin, hatte ich nicht das richtige ‘Mindset’. Der Pacific Crest Trail war eine tief einschneidene, äußerst positive Erfahrung für mich und ich bin mit der Vorstellung nach Neuseeland gekommen, dass ich meine Wanderung quasi auf dem Te Araroa fortführen konnte. Der TA ist ein eigener Trail, der seine eigenen Charakteristika hat. Das habe ich unterschätzt. Ich bin den TA viel zu schnell angegangen und habe von mir erwartet, auch hier – wie schon auf dem PCT – bis zu 50 Kilometer am Tag zu wandern. Ich begann irgendwann regelrecht sauer auf den TA zu sein, der mich scheinbar ausbremste und ich weit entfernt von 50 Kilometern meine Tage beenden musste.
- Ich war gedanklich nicht auf das enorm wechselhafte Wetter in Neuseeland eingestellt. Auch wenn ich eine gute Regenausrüstung dabei hatte, viel es mir schwer, den Regen ‘zu ertragen’. Auf dem PCT hatte ich in der gesamten Zeit maximal 4 Stunden Regen insgesamt. Ich war also von der Sonne verwöhnt.
- Am Arthur’s Pass habe ich meine Motivation und damit meine Liebe für das Wandern kurzerhand verloren. Ich bin in diesem tiefen Tal angekommen und zu diesem Zeitpunkt zog eine Schlechtwetterfront über das Land, die sich mehrere Tage just in dieser Region festsetzte. Ich war gefangen in einem feuchten Hostel in einem noch feuchterem dunklen Tal, starrte aus dem Fenster ins Grau und wurde immer missmutiger. Zunächst wollte ich die Wanderung insgesamt abbrechen, aber ein mehrtägiger Abstecher an die sonnige Westküste wirkte Wunder. Trotzdem fand ich nicht zu alter Leichtigkeit und Leidenschaft zurück.
- Ich ließ mich zu sehr von entgegenkommenden Wanderern beeinflussen. Es gibt eine Region im Norden der Südinsel – die Richmond Range – die verhältnismäßig entlegen und entgegen des Terrains auf dem restlichen Weg sehr alpin, abschüssig und ausgesetzt ist. Ich hörte immer wieder Schreckensgeschichten über diese Region: Es wäre gefährlich, man sei froh, es hinter sich zu haben, am besten beginne man diesen Abschnitt in einer Gruppe, … Wider besseren Wissens (“Glaube niemals den anderen … erst recht nicht denen, die dir entgegenkommen!”) habe ich mich davon beeinflussen lassen und bin mit schweren Herzem und den schlimmsten Befürchtungen in diesen Abschnitt hinein gewandert. Als ich diese Region absolviert hatte, fiel mir der Druck wie ein kleines Gebirge von den Schultern und sehr spontan entschied ich, den Te Araroa jetzt Te Araroa sein zu lassen. Ich wanderte aus den Bergen und fuhr per Anhalter nach Nelson, eine Stadt im Norden der Insel. Ich verpasste damit auch einen schönen letzten Abschnitt der Südinsel, den Queen Charlotte Track, aber da ich diesen Abschnitt bereits vor 12 Jahren bei einem anderen Neuseelandbesuch gewandert bin, fiel es mir nicht schwer, diese 75 Kilometer auszulassen.
Ich habe dann beschlossen, auf der Nordinsel nur noch die schönen Abschnitte zu erwandern. Als erstes wollte ich die Great River Journey , eine 5-tägige Fahrt mit dem Kajak auf dem Fluß Whanganui zwischen Tamaranui und Pipiriki absolvieren, dann ausführlich im Tongario Nationalpark wandern und anschließend die Wälder des Nordens erkunden, um dann am nördlichsten Punkt der Nordinsel, am Cape Reinga, anzukommen. Es sollte aber alles anders als geplant kommen, denn Kälte und erneuter Regen an den Tagen vor der Fahrt mit dem Kajak auf dem Whanganui bewegten mich dazu, mir kurzerhand einen Flug in die Südsee zu buchen.
Im Folgenden möchte ich ein wenig auf die einzelnen Abschnitte eingehen. Interessant zu wissen ist, dass der Weg tatsächlich aus einzelnen Abschnitten besteht, die 2011 zum Te Araroa zusammengefügt worden sind. So haben die einzelnen Abschnitte Namen, wie etwa “Motatapu Track” zwischen Arrowtown und Wanaka. Der Einfachheit halber gliedere ich meine Erläuterungen nach den Provinzen Neuseelands.
SOUTHLAND
Der Te Araroa in Southland (ausführliche Trailnotes für diesen Abschnitt), der südlichsten Provinz Neuseelands, ist gekennzeichnet durch seinen Verlauf entlang eines langen Strandes und durch magische Wälder.
Der Weg beginnt im kleinen Örtchen Bluff, der eigentlich die Beschreibung “Am Ende der Welt verdient” hätte. Steht man am südlichsten Punkt und damit am Beginn (oder Ende) des Te Araroa, sieht man im Dunst vielleicht Stewart Island, aber dann ist die nächste Landmasse erst die Antarktis. Das war schon eine recht verrückte Vorstellung, als ich am 08.01.2018 dort stand und dabei war, mich in mein nächstes Wanderabenteuer zu stürzen. Ich hatte in einem Hostel in Invercargill übernachtet und da ich nach 34 km wieder dort ankommen sollte, hatte ich eine weitere Nacht dort reserviert und das meiste des Rucksackinhalts dort zurück gelassen. Leider führen die letzten 16 Kilometer nach Invercargill an einer kurvigen und engen Landstraße entlang. Obwohl ich am ersten Tag so motiviert war und unbedingt selbst diese Kilometer laufen wollte, verlor ich schnell die Nerven, denn große LKW fuhren im Minutentakt an mir vorbei … und fuhr per Anhalter zurück. Das ging ja schon mal gut los.
Der nächste Tag verlief immer entlang der Küste auf einem wirklich angenehm harten und breiten Strandstreifen bis nach Riverton, wo ich mich in einem Hostel einquartierte und schon die ersten anderen Wanderer kennenlernte – nach Süden Gehende, die am nächsten Tag ihre TA-Wanderung beenden würden.
Irgendwann tauchte ich in den Longwood Forest ein und machte meine ersten Erfahrungen mit dem berüchtigten neuseeländischem Schlamm, in den ich immer wieder bis zu den Waden einsank. Durch die hohe Feuchtigkeit und den vielen Regen war der Wald wie ein Zauberwald und auf so mancher nebligen Hochebene kam ich mir vor wie in der “unendlichen Geschichte” … fehlte noch, dass die uralte Morla irgendwo ihren Schildkröten-Kopf aus dem Schlamm reckte.
Nachdem ich den Schlamm und Nebel hinter mir gelassen hatte, tauchte ich ein in die Tiefen von Neuseelands Tussock. Das sind überfrau-große Grasbüschel, zwischen denen ich mich nicht nur einmal verlor. Es war kein Weg auszumachen und nur mit aller Mühe kämpfte ich mich langsam voran. Belohnt wurde ich jedoch mit gemütlichen Hütten und netten Begegnungen mit anderen Wanderern.
Nachdem ich das Land des hohen Grases hinter mir ließ, änderte sich das Wetter: Bei strömenden Regen durchquerte ich Flüsse, schlug mich durch Sümpfe und erreichte dann bei endlich wieder strahlendem Sonnenschein die Mavora Lakes, die wunderschön zwischen Bergen in einem breiten Tal eingebettet waren. Nicht nur eine Szene von “Herr der Ringe” wurde in dieser zauberhaften Landschaft gedreht. Mittlerweile war ich nicht mehr allein unterwegs, sondern mit Iris und Rafi aus der Schweiz.
OTAGO
Der nächste große Abschnitt in der Provinz Otago (ausführliche Trailnotes) ist geprägt von Bergen, den ersten türkisfarbenen Seen – und, wenn man möchte, einem längeren Aufenthalt in der Welthauptstadt des Extremsports: Queenstown. Dort verbrachte ich einen Pausentag und war danach ehrlich froh, nur einen Ruhetag eingeplant zu haben. Ich hatte Queenstown schon als verrückte und wuselige Stadt vor 12 Jahren kennengelernt, aber zu dem, was sich jetzt an diesem Ort abspielt, kein Vergleich. Ich war mitten im Hochsommer in einem der beliebtesten Orte des Landes angekommen. Es gibt nichts, was man an Extremsport dort nicht finden und machen kann. Bungeejumping und Paragliding ist dort ein alter Hut. Der Ort platzte aus allen Nähten und es war eine Wohltat nach zwei Nächten in einem – zugegebenermaßen – weichen Bett und einer Dusche wieder zurück auf dem Trail zu sein. Vor mir lag ein Abschnitt namens ‘Motatapu Alpine Track’, der mit zu meinen liebsten Abschnitten auf dem TA zählt. Für diese 48 Kilometer werden mindestens 4 Tage veranschlagt, ich jedoch erwanderte ihn leider in nur 2.5 Tagen. Beim nächsten Mal werde ich mir viel mehr Zeit lassen und mehr Zeit in den einzelnen Hütten verbringen. Von Arrowtown ausgehend geht es eine ganze Weile nur bergan und wenn man einmal in den Bergen ist, schaut man auf ein grünes Hügelmeer, das sich bis zum Horizont erstreckt und keine Ahnung von irgendsoetwas wie Zivilisation aufkommen lässt. Auf und Ab und immer wieder Auf und Ab auf einem schmalen, holprigen Pfad, der an vielen Stellen ausgewaschen, weggebrochen oder einfach nur steinig war. Am ersten Tag zwangen mich meine Knie regelrecht, an Rose’s Hut, die ich bereits gegen 15 Uhr erreichte, den Tag ausklingen zu lassen. Das ständige direkte Hoch und Runter führten dazu, dass ich meine Knie nicht mehr strecken konnte. Ich humpelte zur Hütte und genoß auf der Terrasse liegend die Aussicht auf den Aufstieg, der am Morgen auf mich wartete und gute Gespräche mit ein paar anderen wenigen Wanderern.
Angekommen in Wanaka verließ ich den Trail für zwei Wochen, um Freunde in Kentucky/USA zu besuchen.
Voller neuer Energie, aber leider auch mit einer kleinen Erkältung, kehrte ich zurück und wanderte zunächst den Gladstone Track entlang, der flach auf angenehm zu laufenden Schotterwegen nach Lake Hawea führte. Dort genehmigte ich mir einen Ruhetag in einem Hostel, um mich ein wenig auszukurieren und den Jetlag wegzuschlafen. Am nächsten Tag erklomm ich den Breast Hill, von dessen höchsten Punkt man eine einmalige Aussicht über die Südlichen Alpen bis hinüber zum Mt. Aspiring genießen konnte. Dort lernte ich PJ and Dan, ein Pärchen aus der UK, kennen, mit denen ich immer wieder zusammen wandern und mich treffen würde.
CANTERBURY
Nach dem Überschreiten einer Bergkette im strömenden Regen kam ich am Lake Ohau an und damit in einer neuen Provinz: Canterbury (ausführliche Trailnotes). Canterbury wirbt damit, dass es hier die dunkelsten Nächte und damit die beste Sicht auf den südlichen Sternenhimmel geben würde. Aber noch etwas anderes war besonders an dieser Region. Vor 12 Jahren, als ich das erste Mal Neuseeland besuchte, habe ich mit einem Work & Travel-Visum in einem Hotel am Lake Tekapo gearbeitet. Der Te Araroa führt direkt durch diesen Ort und ich war neugierig, wieviel und was sich in den letzten über 10 Jahren dort verändert haben sollte.
Aber zunächst musste ich erst einmal nach Lake Tekapo kommen. Nach dem Überschreiten der einer kleinen Bergkette im Ahuriri Conservation Park führte der Weg, nun wieder bei strahlendem Sonnenschein, hinab zum Lake Ohau. Wieder einer dieser türkisfarbenen Seen vor schönster Bergkulisse. Ab da führte der TA durch relativ flaches Terrain nach Twizel. Dort gönnte ich mir eine Übernachtung in einem Hostel und checkte das Wetter für die nächsten Tage. Es sah nicht gut aus – Zyklon ‘Gita’ hatte Kurs auf Neuseelands Südinsel gesetzt und wurde in spätestens 2 Tagen hier erwartet. Das bekräftigte meinen Entschluss, den etwa 60 Kilometer langen Abschnitt zwischen Twizel und Tekapo mit dem Fahrrad zu absolvieren. Der TA verläuft größtenteils auf der Strecke des “Alps2Ocean”-Radweges und es gibt in Twizel einige Verleiher, die anbieten, den Rucksack zu transportieren. Zu Fuß würde dieser Abschnitt mindestens 2 Tage dauern und, auch wenn die Landschaft großartig ist, ist der eigentliche Weg mehr als langweilig. Von Twizel aus organisierte ich also ein Fahrrad und den Transport meines Rucksacks. Entgegen meiner Erwartung, dass der Trip mit dem Fahrrad einfach werden würde, hatte ich ganz schön zu kämpfen. Zum einen war ich lange nicht mehr Rad gefahren und zum anderen hatte ich nicht mit dem Gegenwind gerechnet. Gerade entlang der Seen und der Kette der südlichen Alpen blies mir ein immerwährender starker Wind ins Gesicht und schob mich nicht nur einmal vom Weg. Ich war am Ende des Tages wie erschlagen, als ich in Tekapo ankam. Aber dafür hatte ich großartige Blicke auf den höchsten Berg Neuseelands – Aoraki/Mt. Cook – und fuhr entlang des Lake Pukaki. Als ich in Lake Tekapo ankam, ballten sich am Horizont schon dunkle Wolken zusammen. Nachdem ich das Fahrrad wieder abgegeben und meinen Rucksack in Empfang genommen hatte, hatte ich meine liebe Not, sowohl eine Bleibe für die Nacht als auch eine Fahrt am nächsten Tag nach Christchurch zu organisieren. Der Ort war hoffnungslos überfüllt und alle Sitze in den Bussen raus aus den Bergen ausgebucht. Ich hatte Glück und fand ein letztes Bett in einem Hostel für 2 Nächte und konnte nach langem Hin und Her einen Platz im Bus Richtung Christchurch für den übernächsten Tag ergattern.
Und ja, Lake Tekapo hatte sich verändert – und wie! Gab es vor 12 Jahren im Grunde nur eine Tankstelle mit integrierten Laden, das Hotel, in dem ich arbeitete und ein paar Wochenendhäuser, so war der Ort, wunderschön am Lake Tekapo gelegen, mittlerweile ein wahrer Touristenhotspot. Es gab mehrere Hostels, Hotels, Restaurants, Cafes, Souvenierläden, einen großen Supermarkt und einen riesigen Parkplatz, der vollgeparkt mit Tourbussen und Wohnmobilen war. Die Hauptverkehrssprache war Chinesisch und das Hotel, in dem ich gearbeitet habe, ist an den Ortsrand gedrängt und fristet nur noch ein jämmerliches Dasein. Ein Highlight in Tekapo jedoch war, dass ich Dan und PJ wieder traf.
Nachdem mich Zyklon ‘Gita’ für eine gute Woche nach Christchurch gescheucht hatte, wurde es Zeit, zurück zum Trail zu kommen. Es waren nun Entscheidungen zu treffen: Etwa 73 Kilometer nördlich von Tekapo endet der Te Araroa am Fluss Rangitata, einer sogenannten “gefährlichen Zone”. Das Department of Conversation setzt den Trail hier aus, weil die Querung des Rangitata zu gefährlich war. Das Flussbett ist etwa 10 km breit und in ihm fließen viele kleine Ströme, die in ihrer Gesamtheit der Rangitata sind. Wenn es trocken ist, kann man dieses Flußbett recht gut queren, aber das Risiko, dass es irgendwo in Neuseeland regnet und einen diese Wassermassen beim Queren überraschen können, ist zu hoch. Normalerweise versucht man, aus einer Kombination mit selten fahrenden Nahverkehr und auf Mitfahrgelegenheiten hoffend, den Fluß weiträumig zu umgehen, um dann auf der anderen Seite nach 70 Kilometer vor dem gleichen Problem zu stehen. Nur dass dieses Mal der Fluss Rakaia hieß. All die Umstände und Kosten und auch, weil ich nicht zu den Trail-Puristen gehörte, wollte ich mir sparen und fuhr so von Christchurch aus nach Methven und von da weiter nach Lake Coleridge und umging damit sämtliche gefährliche Flusszonen. Leider verpasste ich damit auch etwa 140 Kilometer Wanderweg.
Der nächste Abschnitt zum Arthur’s Pass führte mich an einem wunderbaren See entlang, durch Wälder und über eine Bergkette hinauf auf eine Anhöhe, von wo aus ich bei gutem Wetter tolle Blicke hinunter auf das Pass-Gebiet und den Fluss Waimakariri genoß.
Da mich am Arthur’s Pass eine mehrtägige Schlechtwetterlage erwischte, entschied ich kurzerhand – auch um meine Motivation aufrecht zu erhalten – einen Abstecher mit dem legendären TranzAlpine-Zug an die Westküste zu machen. Nach ein paar Tagen, in denen ich in Greymouth war, die Pancake-Rocks in Punakaiki besuchte und mit dem Fahrrad die Westküste erforschte, kehrte ich zurück zum Te Araro und erwanderte die 110 Kilometer bis zum kleinen Örtchen Boyle, was eigentlich eher eine Art Landschulheim oder Ferienlager für neuseeländische Kids war. Von da fuhr ich per Anhalter ins kleine Örtchen Hanmer Springs, wo ich einen Ruhetag einlegte und mich mit Proviant für die kommenden Tage eindeckte.
NELSON/MARLBOROUGH
Mit der Ankunft in Boyle bzw. Hanmer Springs betrag ich eine neue Provinz Neuseelands: die Nelson/Marlborough Region (ausführliche Trailnotes).
Vor mir lag nun einer der schönsten, aber auch entlegensten und herausforderndsten Abschnitte des gesamten Trails. Zunächst würde der Weg den Nelson Lakes National Park durchqueren und dann in die berüchtigte Richmond Range führen. Zunächst jedoch lief ich auf dem wunderschönen und relativ leicht zu gehenden St. James Walkway in den Nelson Lakes National Park hinein. Die Landschaft war eine rauhe Mischung aus wilden Weideland, tiefen Flußtälern und allmählich immer höher aufragenden Bergen, die nicht mehr lieblich und bewaldet, sondern zackig und unwirtlich wurden. Hier und da sah ich halbwilde Pferde; Schafe waren omnipräsent. Eine verwunschene, von der restlichen Welt fast vergessene Landschaft.
Kurz vor St. Arnaud, auf einem Berg, hatte ich Telefonempfang und zu meiner großen Freude erreichte mich eine Nachricht von Iris und Rafi, den beiden Schweizern, mit denen ich im Süden der Südinsel gemeinsam ein paar Tage unterwegs war. Sie haben in der Zwischenzeit ihre Wanderung auf dem Te Araroa beendet, sind jetzt mit einem Mietwagen unterwegs und werden heute Abend in St. Arnaud ankommen. Sie hoffen, mich dort zu treffen. Das war ein guter Grund, ein wenig flotter die restlichen Kilometer unter die Füße zu nehmen. St. Arnaud ist ein kleiner Ort im neuseeländischen Nirgendwo, der im Winter als Skiressort funktioniert. Jetzt, im Sommer, ist da wenig los. Ich habe mich sogleich im Hotel vor Ort eingebucht, mein Essenspaket, welches ich ans Hotel geschickt habe, in Empfang genommen und wartete nun auf die beiden. Die Wiedersehensfreude war groß und das haben wir gleich mit reichlich Pizza, Schokoladenkuchen und leckerem Bier gefeiert. Irgendwann hat man uns als die letzten Gäste aus dem Restaurant geworfen.

Ab St. Arnaud ging es in die berüchtigte Richmond Range, auf den Richmond Alpine Track. Der Wetterbericht ließ nichts Gutes erahnen und so nahm ich in weiser Voraussicht Proviant für 2 zusätzliche Tage mit. Insgesamt startete ich glückerlicherweise mit 10 Tagen Verpflegung. ‘Glücklicherweise’, denn gerade als ich an der ersten Hütte in den Bergen ankam, setzte starker Regen ein, der erst drei Tage später wieder aufhören sollte. Da etwas nördlch der Hütte ein größerer Fluß verlief, von dessen Querung bei schlechtem Wetter abgeraten wird, verbrachte ich nun drei Tage in der Hütte. Am zweiten Tag hörte ich in der Nähe einen Hubschrauber und wenig später erfuhr ich, dass ein deutscher Wanderer versucht haben soll, den Fluß zu queren, dabei von den Wassermassen erfasst und weggeschwemmt wurde. Er hatte einen Personal Locator Beacon dabei, den er aktivierte und konnte so von der Bergwacht per Hubschrauber gerettet werden. Es war also genau die richtige Entscheidung, den Regen auszusitzen.
Der Richmond Alpine Track ist rauh, wild, entlegen. Er führt über endlose Anstiege auf die breiten Rücken der Berge, durch tief eingeschnittene wilde Täler voller Sträucher und Bäume, durch rauschende Flüsse, über unüberschaubare Boulderfelder, durch Brombeergestrüpp und – während der Königsetappe – hinauf auf den Grat des Mt. Rintoul und des Little Rintoul. Das war die Etappe, die mir seit Wochen nicht aus dem Kopf ging. Ich hatte zum Glück ausgezeichnetes Wetter, als ich den Grat empor stieg und die nächsten 4 Stunden vor mir ausbreitet liegen sah: Der Weg traversierte an einem steilen Geröllhang entlang, kletterte auf einen schmalen Grat hinauf, führte wieder über Geröll und Felsstufen hinab, bevor er sich auf der anderen Seite des schier endlosen Berghanges nach oben in einen Einschnitt zwängte, bevor er mit der Besteigung des Little Rintoul seinen Höhepunkt erreichte. Mich kostete dieser Abschnitt Nerven und viel Angstschweiß, obwohl ich nicht einmal in eine gefährliche Situation geriet. Ich konnte mich auf meine Erfahrung und mein Können verlassen. Für unerfahrene Wanderer und solche mit Höhenangst, ist dieser Abschnitt jedoch nicht unbedingt empfehlenswert; genauso sollte man auch bei Nebel und schlechten Wetterlagen davon absehen, diese Etappe in Angriff zu nehmen. Die nächsten Kilometer verliefen mehr oder weniger in langen Schlangenlinien auf den mächtigen Bergrücken und breiten Gipfelgraten, bevor sich der Te Araroa ganz allmählich wieder hinab ins Tal wand und Abschied von dieser imposanten Bergwelt nahm. Und ich? Ich war plötzlich voller Eindrücke und Freude zugleich. Aber die Luft war raus. Ich spielte bereits die letzten Tage immer wieder mit dem Gedanken, den Te Araroa auf der Südinsel zu beenden. Ich wollte mich aber nicht so schnell entscheiden und zu früh den Wanderweg verlassen. … bis ich an der Hacket-Hütte ankam. Dort nämlich zweigte ein Weg ab, der hinab zur Straße nach Nelson führen sollte. Meine Füße setzen bereits eine Entscheidung um, bevor mein Kopf sich dieser überhaut bewusst wurde: Ich nahm den Weg nach Nelson. Damit war mein Te Araroa-Abenteuer auf der Südinsel beendet. Und ich war glücklich. Beschwingt flog ich die letzten Kilometer durch ein langes Tal hinab und hatte kaum Augen für die häßliche Fichtenmonokultur links und rechts des Weges, die Neuseeland als einer der größten Papierproduzenten der Welt anbaute.
In Nelson angekommen, entschied ich mich entgültig, die Südinsel zu verlassen und auf der Nordinsel nur noch die “Filetstücke” zu erwandern. Zu jenen zählte ich definitiv den Abschnitt des Te Araroa auf dem Fluss Whanganui, den Tongariro Nationalpark und die Wälder des Nordens mit dem letzten Abschnitt entlang der Küste bis zum nördlichsten Punkt des Landes und des Trails: Cape Reinga.
The Great River Journey – Unterwegs auf dem Whanganui
In Tamaranui verläßt der Te Araroa das feste Land und verlegt sich aufs Wasser: Ab diesem kleinen Örtchen, wo verschiedene Anbieter Kajaks verleihen, kann man innerhalb von üblicherweise 5 Tagen die knapp 150 Kilometer bis nach Pipiriki paddeln (Trailnotes mit allen wichtigen Informationen).
Ich wusste anfangs gar nicht so recht, was da auf mich zukommen würde und wie genau das alles funktioniert. Fest stand, entweder kann man diesen Abschnitt überspringen, per Fahrrad auf einem Fahrradweg zurücklegen oder eben auf dem Fluß paddeln. Da ich mir – trotz meiner Unerfahrenheit auf dem Wasser – keine Gelegenheit entgehen lasse, Kajak zu fahren, war ich natürlich Feuer und Flamme für dieses kleine Abenteuer.
Normalerweise floß der Whanganui ruhig und breit dahin und wartet, wenn überhaupt, mit kleinen Untiefen und wenigen Stromschnellen auf die Kanuten. Jedoch hatte es tagelang geregnet und der Wetterbericht prognostisierte weiter Regen. Mit etwas gemischten Gefühlen stand ich am ersten Morgen im Büro des Kajak-Vermieters oberhalb des Flusses und unterschrieb eine Art Erklärung, dass ich mir der Risiken bewusst sei. Der Verleih wird von einer Familie betrieben, die aus harten, outdoorgeprüften Mitgliedern bestand. Der Sohn der Familie erläuterte uns, einer Gruppe von sieben mutigen … ähm … Kanuten, was uns auf dem Whanganui erwarten würde. Bereits im Vorfeld haben wir auf Anraten eines Mitarbeiters hin verschiedene Hütten entlang des Flusses gebucht. Da die Tour eine sogenannte “Great Journey” ist und durch einen Nationalpark führt, muss man alle Anlandeplätze im Vorfeld reservieren und bezahlen. An den Plan war sich dann natürlich während der Tour auch zu halten. Anhand von Videos und Bildern wurde uns gezeigt, wie man Hindernisse auf und vor allem im Wasser identifizieren und effizient umfahren kann. Was im Falle des Kenterns zu tun sei und auch, dass wir aufgrund des hohen Wasserstandes zusammen bleiben sollten. Und dann ging es auch schon los. Mir wurde ein schmales gelbes Sit-on Kajak zugeteilt und zwei blaue Tonnen, in die ich meine Ausrüstug in meine Verpflegung für die nächsten Tage packen konnte. Diese blauen Tonnen schnürte ich dann vor und hinter mir fest aufs Kajak. Und dann gings los. Mit zittrigen Beinen und ungelenken Paddelschlägen nahm ich die ersten hundert Meter Fluss unter mein Boot. Bis vor mir ein breiter Fels im Wasser erschien. Ehe ich mich entscheiden konnte, links oder rechts vorbei zu paddeln, trieb ich auch schon genau auf den Brocken zu und kenterte das erste Mal. Zum Glück waren nicht alle in unserer kleinen Reisegruppe solche Greenhorns wie ich. Finn aus Irland ist kajak-fahrend in rauher irischer See aufgewachsen, Vincent und Gabriel, das Vater-Sohn-Gespann aus Quebec, hatte auch einige Kanu-Erfahrung, Kiwi Mike und seine kleine Tochter im Doppelsitzer waren sowieso alle paar Wochen auf dem Wasser unterwegs. Nur Vlad aus Hollad war ähnlich unerfahren wie ich. Wie uns eingeschärft wurde, griff ich noch im Wasser mit der einen Hand nach dem Seil, das am Boot befestigt war und mit der anderen Hand nach dem Paddel. Mit meinem Gefährt im Gepäck rettete ich mich an Ufer, schüttelte und sammelte mich und setzte mich wieder ins Boot. Schließlich lagen noch 5 Tage vor uns.
Noch war das Wasser klar und ruhig, aber nach nur wenigen Stunden sollte ein fieser Regen einsetzen, der das Wasser nach und nach ansteigen und am nächsten Tag schlammig und schnell an unseren Anlandeplatz vorbei fließen ließ.
Die reservierten Anlandeplätze waren oberhalb des Flusses gelegen, boten Platz für Zelte, Anseilmöglichkeiten für die Kajaks, überdachte Sitzmöglichkeiten und Plumpsklos. An zwei Anlandeplätzen gab es auch bewirtschaftete Hütten (John Coull-Hut und Tieke Kainga-Hut), in denen man die Nacht verbringen konnte. Da es während der 5 Tage oft regnete, ich noch weitere zwei Male ins Wasser fiel und ich daher tagsüber immer nass war, genoß ich es, zumindest zwei Nächte mit einem festen Dach über dem Kopf zu schlafen. Die Hauptsaison war bereits vorbei, die meisten TA-Wanderer schon lange im Süden und viele Touristen verirrten sich auch nicht mehr an den Whanganui. So kam es, dass unsere kleine Gruppe meist unter sich war. Schnell wurden wir zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, die nicht nur auf dem Fluss gemeinsam unterwegs war und aufeinander Acht gab, sondern auch an den Abenden noch lange zusammen saß und sich Stories aus ihren Leben erzählte.
Ich kam auf dem Fluss einige Male an meine Grenzen und musste meine Ängste überwinden. Oft hatte ich auch gar keine andere Möglichkeit: Wasserwirbel, Stromschnellen und große Steine sah man oft zwar schon von Weitem, hatte wenige Sekunden, um sich vorzubereiten. Aber das Interessante beim Kajaken war, dass man den Hindernissen nicht aus dem Weg gehen konnte. Man musste sich ihrer annehmen. Mitten auf dem Fluss aussteigen und ans Ufer schwimmen war einfach keine Option. So atmete ich tief durch, nahm eine selbstbewusste Haltung auf dem Kajak ein und versuchte, Wirbel und Stromschnellen bestmöglich zu umpaddeln. Der vorletzte Morgen jedoch hatte es in sich: Ich übernachtete in der John Coull-Hut, von deren Terrasse aus man den Fluss wunderbar beobachten konnte. Hütten werden entlang des Whanganui immer von Freiwilligen eine Saison lang bewirtschaftet. Oftmals sind das ältere Leute, manchmal auch Ehepaare, die leidenschaftliche Paddler sind, mit Lebenserfahrung und Rat zur Seite stehen können. Sie sind aber auch per Satellitentelefon immer in Verbindung mit der Wasserwacht und Wetterstationen. Obwohl der Himmel immer noch wolkenverhangen war, hatte der Regen eine Pause eingelegt. Trotzdem schaute ich gemeinsam mit dem Bewirtschafter hinunter auf den Whanganui, der über Nacht nochmal wilder geworden ist. Seidig und dick wie Öl, aber mit einer beachtlichen Geschwindgkeit, strömte der Whanganui nun durch das enge Tal. Hin und wieder transportierte er dicke Bäume, Äste und auch ein ertrunkendes Rind oder Schaf auf seinen Wellen. Der Wasserstand hatte eine kritische Marke erreicht und man ließ uns erst einmal nicht zurück aufs Wasser. Mir war das sehr recht, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich auf meinem kleinen gelben Kajak auf dieser braunen Wassermasse weiterpaddeln sollte. Gut, dass wir am Vorabend die Kajaks durch den tiefen Schlamm noch ein wenig höher ans Ufer geschleppt hatten. Nicht auszudenken, wenn unsere Transportmittel weggeschwemmt wären. Am Vormittag jedoch erhielten wir ‘grünes Licht’ – obwohl der Fluß nicht viel anders aussah. Man gab uns noch mit auf den Weg, auf dicke Äste und Baumstämme zu achten. Ungefährlich würde die heutige Etappe zur Tieke Kainga-Hut nicht werden. Wohlbehalten, aber erneut bei strömenden Regen landeten wir am späten Nachmittag an. Die Tieke Kainga-Hut ist etwas besonderers: Sie wird von einer Maori-Familie bewirtschaftet und direkt neben der Hütte befindet sich ein ‘whare nui’ – ein Versammlungshaus der Maori. Deshalb war eine Übernachtung mit verschiedenen Regeln und Verhaltensweisen verbunden. Wir waren neugierig auf das, was uns erwarten würde. Zu unserer großen Enttäuschung jedoch trafen wir niemanden an. Die Bewirtschafter waren unterwegs und ein Betreten des Versammlungshauses und der gesamten Fläche drumherum war ohne Einladung und direkt ausgesprochene Erlaubnis nicht erwünscht.
Die letzte Etappe führte uns nach Pipiriki, wo jemand von der Verleihstation mit einem Minibus auf uns warten würde. Passend zu meinen vorherigen Kentern ging auch der letzte Tag nicht ganz ohne Mißgeschick zu Ende: Die Anlandefläche für Pipiriki lag direkt hinter einer langgezogenen Flußkurve, die zur Hälfte von Stromschnellen durchzogen war. Ich war unsicher, ob ich rechts oder links der Stromschnellen paddeln sollte und paddelte nach links, direkt auf das Ufer zu. Die Strömung ließ mich ans Ufer krachen und an ein Fortkommen war nicht mehr zu denken, weil neben mir bereits einige große dicke Bäume im Wasser trieben. Meine Kajaktour war nun also etwa 300 m vor dem eigentlichen Ende vorbei. Mit vereinten Kräften transportierten wir mein Kajak zur Anlandefläche und total müde und nass, aber mir leuchtenden Augen, saßen wir im Bus zurück nach Tamaranui.
Die 5 Tage auf dem Whanganui waren ein grandioses Erlebnis. Ich habe mich vollkommen einem Element ausgesetzt, welches ich bisher immer etwas gemieden habe, welches für mich wenig kontrollierbar und nicht durchschaubar ist: Wasser. Nicht meine Beine, sondern meine Arme haben die Bewegung übernommen. Neues Terrain also, und dazu ein Wetter, wie ich es nicht mag. Aber, auch wenn ich immer noch kein Fisch bin, der sich im Wasser wohl fühlt, so habe ich das Rendevouz mit dem Fluss genossen, die Angst vor Stromschnellen ein klitzekleines bisschen verloren und gemerkt, dass einem der Regen irgendwann nichts mehr ausmacht. Die Landschaft, durch die ich gepaddelt bin, war spektakulär: weite Schwemmwiesen haben Schluchten mit hohen Felswänden Platz gemacht. Weideland hat undurchdringlichem archaisch anmutenden Wäldern das Zepter übergeben. Wälder, die aussahen wie aus Jurassic Park: Farne, Palmen, Unterwuchs – nicht identifizierbar für nicht-Botaniker, für mich : einfach nur grün und satt und wild. Ich ließ mich mit der Strömung des Hochwassers treiben, traf unglaublich nette Menschen, mit denen ich das Glück hatte, zusammen paddeln zu dürfen, lernte mehr über die Kultur der neuseeländischen Ureinwohner und wieder einmal eine Menge über mich.
Wiedersehen mit dem Tongariro Nationalpark
Das nächste Stück vom Te Araroa, das ich mir auf der Nordinsel vornahm, führte durch den Tongariro Nationalpark. Und das Besonderes daran war nicht nur, dass ich vor 12 Jahren bereits die bekannte Tageswanderung “Tongariro Crossing” gemacht hatte und nun ein zweites Mal die Möglichkeit hatte, diese Region zu besuchen, sondern auch, dass ich diesen Abschnitt gemeinsam mit PJ und Dan zu wandern plante.
Es sollte aber alles ganz anders kommen … aber jede Geschichte beginnt mit dem Anfang: Wir verabredeten, uns im Dorf National Park Village zu treffen. Ich nahm ab Tamaranui, wo ich nach meinem Paddel-Erlebnis wieder ankam, einen Bus zum Tongariro NP. Dieser Nationalpark befindet sich im Zentrum der Nordinsel und ist nicht nur der älteste Nationalpark Neuseelands, sondern ebenso der viertälteste der Welt. Dort befinden sich drei heute noch aktive Vulkane, von denen der Tongariro dem Park seinen Namen gegeben hat. Auch eine der weltweit bekanntesten Tageswanderungen, das “Tongariro Crossing” ist nach ihm benannt. Der Te Araroa verläuft zu großen Teilen (ausführliche Trailnotes) gemeinsam mit dem Crossing; das bedeutet auch, dass man entgegen der gewohnten Einsamkeit des Trails plötzlich mit etwa 1000 anderen Tageswanderern diesen spektakulären Weg begeht. Neben diesem gibt es noch zahlreiche andere Wanderwege, wie etwa den Tongariro Circuit. Wir planten, das Crossing gemeinsam zu begehen und ich wollte dann eventuell noch eine mehrtägige Tour “Round the Mountain” machen, um ein wenig länger die Schönheit des Parks zu genießen.
Nach einer fast durchquatschten Nacht standen wir früh am Morgen bei kühlen Temperaturen und Nieselregen vor dem Hostel. Die ersten Kilometer würden wir an einer Straße entlang laufen müssen. Aber wir waren wohlgemut, gut gelaunt und allerlei Geschichten erzählend und Witze machend gingen wir los. Nach einer knappen Stunde bogen wir auf einen Wanderweg ein und nicht nur der Nebel wurde nun immer dichter, sondern auch der Nieselregen stärker. Wir wanderten auf einer Art Hochebene, soweit ich das durch den Nebel beurteilen konnte, und von den Vulkanen und der vulkanischen Umgebung insgesamt war weit und breit natürlich nichts zu sehen. Durch die Ausgesetztheit der Ebene pfiff uns nun noch zusätzlich ein kalter Wind um die Ohren. Unser aller Stimmnug sank. Schweigsam wanderten wir bis wir zu einem Wäldchen kamen. Dort hatten wir wenigstens wieder etwas mehr Schutz vor Wind und Regen. Trotzdem blieb unsere Stimmung gedrückt, erst recht, als dann auch noch PJ ausrutschte, seinen Trekkingstock brach und regelrecht vom Weg ins Gebüsch fiel. Schlecht gelaunt kamen wir am frühen Nachmittag in Whakapapa Village an. Dort gab es neben dem Visitor Center einen überdachten Picknick-Bereich, wo wir etwas aßen. Nach einer Weile meinte ich, dass ich einfach keine Freude daran empfinde, hier und jetzt zu wandern. PJ und Dan ging es genauso. Wir liefen zum Visitor Center, um uns nach dem Wetterbericht zu erkundigen. Leider würde es die kommenden Tag eher schlechter werden, mit erwarteten starken Windböen und eventuell ersten Schnee in größeren Höhen. Diese Aussicht, nämlich auch keine Aussicht auf die Landschaft zu haben, ließ uns mit schweren Herzen unsere Wanderung hier beenden. Mit dem nächsten Shuttle-Bus fuhren wir zurück nach National Park Village. Dort übernachteten wir eine weitere Nacht und am nächsten Morgen sollten sich unsere Wege vorerst wieder trennen. PJ und Dan umfuhren den Nationalpark, um nördlich davon weiter zu wandern. Ich jedoch erklärte an Ort und Stelle meine Wanderung auf dem Te Araroa für beendet, fuhr nach Auckland, genoß urbanes Leben und freute mich auf meinen Abstecher nach Tonga.