Wandern als Paar, oder: Was man liebt, wird schöner, wenn man es teilt – erst recht mit jemandem, den man liebt. 

Die meisten meiner Touren bisher habe ich größtenteils allein absolviert. Warum das so war, kann man HIER nochmal nachlesen.

Aber auf Wanderwegen trifft man natürlich auch andere Wanderer und es kam wie es wohl kommen musste – seit meiner Wanderung auf dem Pacific Crest Trail wandere ich nicht nicht mehr unbedingt allein :-). 

Nach bisher über 30 gemeinsamen Tagen auf Fernwanderwegen und vielen Tageswanderungen will ich meine Gedanken einmal zusammen fassen. 

Ich denke, überhaupt einen Partner zu haben, der 1) eine wichtige Leidenschaft teilt, 2) eine ähnliche Vorstellung vom Wandern hat und man dann 3) auch noch unterwegs als Paar gut funktioniert – das ist ja schon fast wie ein Sechser im Lotto. 

Aber so schön und gut das klingt, es bedarf auch ein wenig Arbeit und sicherlich den ein oder anderen Kompromiss. 

Das Offensichtlichste zuerst: Man kann sich einige Ausrüstungsgegenstände teilen und kann damit den Rucksack ein wenig erleichtern. Außerdem ist man nicht mehr allein und für viele mag allein das schon ein wahrlich tröstlicher Gedanke sein (ÄNGSTE). Aber gleichzeitig ist man eben nicht mehr allein. Das kann gerade auf mehrtägigen oder gar mehrwöchigen Touren ein Problem werden. Aber der Schlüssel ist, dass man im Vorfeld darüber redet und auch während einer Tour seine Bedürfnisse kommuniziert. Manche Paare wandern wirklich zusammen (so wie wir): Man startet gemeinsam, macht gemeinsam Pausen, entfernt sich nie weiter als 100 m voneinander und teilt sich auch ein Zelt. Für andere Paare muss das nicht unbedingt das Geheimnis einer erfolgreichen und schönen Tour sein. Ich kenne sowohl Paare, die den Tag mehr oder weniger getrennt voneinander wandern, weil ihre Art des Wanderns ein gemeinsames Vorankommen nicht unterstützt, aber dann teilt man sich nachts ein Zelt. Wieder andere haben sogar getrennte Zelte. Wie man letztendlich als Paar wandert, ist eine sehr individuelle Entscheidung und es gibt in diesem Fall kein Richtig und kein Falsch.

Aber nicht nur praktische Dinge ändern sich, wenn man mit einem Partner wandert, sondern auch die Dynamik, wenn man unterwegs andere Wanderer trifft. Der Austausch mit anderen auf insbesondere Fernwanderwegen ist ein essentieller Bestandteil des Wanderns. Andere Perspektiven, Geschichten aus den Leben der Gegenüber, der Austausch von Erfahrungen – schnell sind Gespräche auf einem scheinbar vertrautem Level mit anderen möglich. Wenn man jedoch mit einem Partner wandert, können die Hürden, mit anderen ins Gespräch zu kommen, höher sein. Einerseits, weil man bereits einen Gesprächspartner hat und nicht mehr in die Situation kommt, das große Bedürfnis zu haben, sich endlich einmal wieder mit jemanden zu unterhalten. Anderseits weil eine Person „von außen“ eine neue Dynamik, eine neue soziale Konstellation, darstellt. Es trifft nun nicht mehr eine Person auf eine andere Person, sondern zwei vertraut agierende Personen treffen auf eine dritte Person und andersherum. 

So funktioniert es – nicht nur mit einem Partner, sondern auch gemeinsam mit Freunden auf dem Trail:

  • Unterschiede akzeptieren

Jeder Mensch ist anders und das sollte man akzeptieren. Und nicht jeder hat die gleichen Stärken und Erfahrungen. Gerade beim Wandern gibt es vielleicht auch eine erfahrenere Person und eine Person mit weniger Erfahrungen. Dies im Hinterkopf habend, sollte es selbstverständlich sein, 

  • Kompromisse zu machen

Gemäß dem Motto, dass die Kette nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied, sollte man die Tage planen. Nur weil man beim Alleinwandern im Schnitt 30 km geht und genießt, bedeutet nicht, dass der Partner es genauso kann oder sieht. Vielleicht braucht man aber auch mehr Pausen oder will morgens eine Stunde länger schlafen. Wichtig um überhaupt Kompromisse machen zu können, ist

  • Grundbedürfnisse kommunizieren und akzeptieren. 

Denn nur wenn man weiß, welche Erwartungen und Bedürfnisse, welche Erfahrungen und Vorstellungen eine andere Person hat und man ebenso seine eigenen kommuniziert, kann man auf einen gemeinsamen Nenner kommen. 

  • Nichts persönlich nehmen.

Nicht jeder Tag ist toll und wunderschön. Auch beim Wandern gibt es Tage, an denen wortwörtlich und im übertragenen Sinne nicht die Sonne scheint. Wer kennt das nicht: manchmal steht man einfach mit dem falschen Bein auf und man hat einfach schlechte Laune. Und schnell ist da mal etwas gesagt, was man so nicht meint oder was schnell falsch aufgefasst wird. Wandern lässt schnell einen Filter verschwinden und alle Gefühle, Befindlichkeiten und Launen ihren Ausdruck finden. Deshalb ist schnell mal ein Wort zu barsch, eine Antwort zu einsilbig oder ein Vormittag schweigsam. Das darf man nicht persönlich nehmen. Und selbst wenn man merkt, dass man auf langen Wanderungen zu viel Zeit miteinander verbringt und man etwas mehr Raum zum Atmen braucht, dann sollte es selbstverständlich erlaubt sein, eine Tagesetappe auch mal allein zu wandern und mehr Zeit mit sich selbst zu verbringen. 

… und das bekommt man, wenn man sich auf das Abenteuer des Wanderns als Paar einläßt:

  • Man lernt, dass man sich aufeinander verlassen und dass man gemeinsam ein Ziel erreichen kann.
  • Eine starke und vertrauensvolle Beziehung.
  • Gemeinsames Wandern schafft gemeinsame Erlebnisse ohne große Ablenkung.

Beim Wandern stört nichts. Es ist die lineare Bewegung nach vorn ohne Ablenkung durch die nervigen Kleinigkeiten des Alltags. Kein Telefon klingelt, keine Nachricht muss beantwortet werden, im Idealfall ist man außerhalb der Reichweite von Telefonmasten unterwegs. 

Endlich hat man einmal viel Zeit, sich zu unterhalten, sich austauschen und gemeinsame Zeit zu genießen, aber auch zum gemeinsamen Schweigen. 

Und das größte Geschenk, wenn man sich auf das Abenteuer mit dem Partner zu wandern einläßt, sind die gemeinsamen Erinnerungen, die man auf Wanderungen schafft. 


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Exploring the world and myself by two feet.

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