Dieser Weg, der übersetzt „Königsweg“ heißt, ist ein Fernwanderweg in Schweden und besteht aus einem südlichen und einem nördlichen Teil. Der nördliche Teil verläuft über 440 km von Abisko nach Hemavan, wobei der nördliche Abschnitt von Abisko bis Nikkaluokta mit großem Abstand der beliebteste ist. Der weitaus weniger begangene südliche Teil verläuft über 350 km von Storlien nach Sälen. Auf beiden Teilen kann man in den Hütten des Schwedischen Touristenverbands STF (Svenska Turistföreningen) übernachten. Diese befinden sich in Abständen zueinander, die man in einer Tagestour gut bewältigen kann. Manche der Hütten sind bewirtschaftet und man kann sogar Proviant erwerben. Ausgestattet sind sie mit einer Küche, Räumlichkeiten mit Doppelstockbetten und Plumpsklos. In einigen bewirtschafteten Hütten gibt es die Möglichkeit, in die Sauna zu gehen. Zelten ist auf jeweils gekennzeichneten Flächen erlaubt.

Die angenehmste Zeit zum Wandern ist der Sommer, der jedoch in schwedisch Lappland kurz ist: Von Mittsommer bis Ende August, wobei es auch bis Mitte September gut möglich ist, zu wandern. Ich bin im Juli zwischen Abisko und Vakkotavare gegangen.

Die klassische Strecke zwischen Abisko und Nikkaluokta wird in etwa einer Woche bewältigt. Entweder bringt man sich für diese etwa 7 Tage komplett seine Verpflegung mit oder man kann sie auch – in auf diesem Abschnitt etwa jeder 2. Hütte – kaufen. Ich habe sowohl Verpflegung mitgebracht als auch einige Dinge, wie vor allem Schoko- und Müsliriegel, in den Hütten (teuer) käuflich erworben. Auch die Übernachtung in den Hütten kostet Geld. Es ist empfehlenswert, vor der Wanderung eine Mitgliedschaft im STF zu beantragen, denn als Mitglied des Schwedischen Touristenvereins erhält man Ermäßigungen. Auch das Übernachten auf markierten Zeltplätzen kostet ein geringes Entgelt, dafür kann man dann jedoch auch die Annehmlichkeiten der Hütte nutzen. Wasser gibt es reichlich auf dem Trail in Form von Flüssen, Bächen oder kleinen Seen. Man wird also nie durstig sein und immer genügend Möglichkeiten haben, sich zu waschen … oder im kalten Wasser schwimmen zu gehen.

Die Beschaffenheit des Weges ist ausgezeichnet. Ein gut sichtbarer und markierter Weg führt durchs nordschwedische Fjell. Über morastige Gebiete und empfindliche Vegetation führen zahlreiche Holzstege und Holzbohlenwege. Flußquerungen sind aufgrund von vorhandenen Brücken ebenfalls kein Thema. Da der nördliche Kungsleden immer zwischen 300 und maximal 1150 Metern (Tjäktja-Pass) verläuft, sind keine großartigen An- oder Abstiege zu bewältigen (wobei das immer ein sehr individuelles Erleben ist).

Jedoch ist auch im Sommer mit kühlem und regnerischem Wetter zu rechnen. Als ich im August 2014 den nördlichen Abschnitt gewandert bin, hatte ich während der 6 Tage, die ich auf dem Weg verbrachte, fast jede erdenkliche Wetterlage: bis zu 35 Grad Hitze, Dauerregen, viel Wind und kühle Temperaturen. Aufgrund des wechselhaften Wetters und der hohen Wahrscheinlichkeit, so weit im Norden auch im Sommer kühle Temperaturen zu haben, gehört eine gute Regenausstatttung (Jacke, Hose, eventuell kniehohe Gamaschen) genauso wie auch eine kleine Tube Sonnencreme in den Rucksack.

Obwohl Schweden eine beliebte Wanderdestination ist, viele Menschen in Schweden wandern gehen und insbesondere der Kungsleden viele Wanderer aus anderen Ländern anzieht, empfand ich den Trail als nicht zu überlaufen. Man trifft natürlich andere Wanderer, aber es ist bei Weitem nicht so, dass man sich gegenseitig auf die Füße tritt. Ich war vielleicht gemeinsam mit mehr oder weniger 15 anderen Wanderern unterwegs. Wir sind sogar teilweise gemeinsam gewandert. Nichtsdestotrotz verliert man sich schnell auf dem Weg.

Einmal im Jahr wird es jedoch sehr voll auf dem Kungsleden, nämlich immer dann, wenn ein großer schwedischer Outdoorausstatter zum Trekkingwettbewerb ruft: Der Fjällraven Classic.Weit über 2000 Teilnehmer nehmen jedes Jahr teil und Ziel ist es, eine Distanz von 110 km in einer bestimmten Zeit zu erwandern.

Typischerweise begeht man den Weg von Nord nach Süd. Entsprechend kann man die An- und Abreise gestalten: Die Anreise kann mit dem Zug ab Stockholm direkt nach Abisko erfolgen. Abisko ist eine kleine Siedlung mit einem Touristeninformationszentrum und einem Bahnhof auf der Zugstrecke Stockholm – Narvik/Norwegen. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, von Stockholm nach Gällivare zu fliegen und ab da mit Überlandbussen nach Abisko oder zu anderen Orten nahe des Kungsleden zu fahren. Die Mehrheit der Wanderer verläßt den Weg über Nikkaluokta. Dies liegt nicht direkt am Kungsleden, aber ein Seitenweg ermöglicht es, Schwedens höchsten Berg, den Kebnekaise, zu sehen oder gar zu erwandern. Ich bin entgegen dem Hauptwanderstrom weiter direkt auf dem Kungsleden nach Vakkotavare gegangen und habe dort den Trail verlassen. Ab hier gibt es z.B. Busse nach Gällivare, wo auch der Zug auf der Strecke Stockholm – Narvik/Norwegen hält.

Der Kungsleden verläuft zum Teil nördlich des nördlichen Polarkreises und beschert den Wanderern im Sommer unendliches Tageslicht. Ich fand es unglaublich faszinierend gegen Mitternacht auf einer kleinen Bank vor der Hütte zu sitzen und der Sonne zuzuschauen, die immer noch knapp über dem Horizont stand. Man muss also nicht befürchten, erst nach Untergang der Sonne an seinem Ziel anzukommen. Auf der anderen Seite jedoch fiel es mir wahnsinnig schwer, nachts zu schlafen. Obwohl ich müde vom Wandern war, dauerte es immer recht lang, bis ich einschlief. Ich rate deshalb unbedingt dazu, eine Schlafmaske mitzunehmen.

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