Der Song Kul oder auch Song Köl, ist nach dem Issyk Kul der zweitgrößte See Kirgistans. Er liegt inmitten einer weiten flachen Mulde oberhalb der Baumgrenze. Umgeben wird er von den bis zu knapp 4000 m hohen Bergketten des Songkultoo im Norden und des Moldotoo im Süden. Der Weg zum See ist beschwerlich: Er ist nur mit geländegängigen Fahrzeugen über holprige Pisten auf zwei verschiedenen Wegen zu erreichen. Beide Varianten dauern um die 3 Stunden und führen über jeweils einen hohen Pass … oder man wandert hin.

In den kurzen Sommermonaten ziehen Hirten mit ihren Familien um den See, um die von zahllosen Wildblumen und Kräutern bewachsenen Wiesen mit Tausenden Schafen und Pferden zu beweiden. Touristen können bei manchen Hirten und in einigen eigens für Touristen eingerichteten Jurtencamps übernachten und auch verpflegt werden.

Ich habe diesen wunderschönen, etwa 29 km langen und 18 km breiten Bergsee im Rahmen eines 3-tägigen Trekkings besucht.

  • Lage

Der Song Kul liegt südlich der Hauptstadt Bischkek und nordwestlich der Bezirksstadt Naryn. Umgeben von hohen Bergketten befindet sich der See auf einer Höhe von etwa 3000 m üNN.

  • Distanz

Da es keine markierten Wanderwege oder überhaupt so etwas wie ein Wanderwegesystem im Gebiet des Song Kul gibt, bin ich entweder auf Schotterpisten gewandert oder auf schmalen Pfaden von Schafen und Ziegen. Eine gegangene Distanz für die 3 Tage anzugeben, ist schwierig – trotzdem würde ich schätzen, etwa 50 km gegangen zu sein.

  • Dauer

Ich war drei Tage unterwegs. Man kann sicher auch noch mehr Zeit direkt am Song Kul verbringen. Aber, wenngleich ich persönlich die Landschaft spektakulär finde, ist sie am See nicht abwechsungsreich. Das Trekking-Erlebnis am Song Kul wird durch die Menschen bereichert, die man trifft: Hirten und ihre Familien.

  • Start und Ziel

Ich bin habe die Nacht in einem kleinen Guesthouse im Örtchen Kyzart verbracht. Am nächsten Morgen bin ich mit Ulan, meinem tollen Fahrer, ein paar Kilometer aus dem Ort herausgefahrn, um meine beiden Guides für diesen Trek zu treffen. Am letzten Tag hat mich Ulan an einem Jurtencamp am See wieder abgeholt und wir sind nach Naryn gefahren.

  • Saison

Die Sommer in Kirgistan sind kurz, trocken und heiß, die Winter lang und sehr kalt. Deshalb sollte man eine Tour an den Song Kul, der außerdem auf knapp 3000 m üNN liegt, für die Monate Juli, August, spätestens September planen.

  • Wegebeschaffenheit

Es gibt keine ausgewiesenen Wanderwege am Song Kul. Vielmehr folgt man Jeeppisten und den Pfaden der Weidetiere. Ausschilderungen gibt es keine. Hat man jedoch einmal die hohen Pässe überwunden, sieht man den See unter sich auf der Ebene liegen und läuft einfach auf ihn zu. Da der See oval ist und es kaum charakteristische Landschaftsmerkmale gibt, fällt es nicht leicht, sich direkt am See zu orientieren. Die Pisten und Pfade sind jedoch gut zu begehen; hin und wieder ist es durch Zuflüsse zum See etwas morastig, aber das hält sich in Grenzen. Die Strecke ist zu keiner Zeit exponiert, ist mit normalen leichten Wanderschuhen oder gar Trailrunnern sehr gut zu begehen.

  • Übernachtung

Am Ausgangsort, Kyzart, habe ich in einem Guesthouse übernachtet. Die erste Übernachtung am See hätte ich in einer Gastjurte von Hirten verbingen können, ich entschied mich jedoch für mein Zelt, das ich direkt neben der Jurte aufstellte. Die dritte Übernachtung erfolgte in einem sogenannten Jurtencamp. Tourismus ist mittlerweile zu einer weiteren Einnahmequelle für Nomaden geworden. Übernachtet wird traditionell unter vielen dicken Decken in einer Jurte, man wird verpflegt und es gibt rudimentäre Toiletteneinrichtungen.

  • Besonderheiten und Landschaft

Der Song Kul liegt auf einer Ebene zwischen hohen Bergketten eingeschlossen. Er ist aus zwei Richtungen erreichbar; jeweils ist ein hoher Pass zu überwinden. Die Ebene ist baumlos, jedoch voller Kräuter und Wildblumen. Pferde, Ziegen und Schafe ziehen über ihre Weiden. Je nach Sonnenstand und damit Lichteinfall, glitzert der See blau oder grau oder in den wunderbarsten Farben. Durch die generelle Trockenheit und die weidenden Tiere liegt immer Staub in der Luft und die Berge lagen – zumindest als ich da war – im Dunst.

Neben dem landschaftlichen Erleben stand für mich ganz klar die Begegnung mit den Menschen im Vordergrund. Das Leben in Kirgistan ist hart, aber die Menschen offen und freundlich. Die Verständigung fällt nicht leicht, da mein Kirgisisch nicht vorhanden und mein Russisch über die Jahre eingerostet ist. Die Kommunikation mit Englisch zu wagen, ist fast sinnlos. Eher noch trifft man auf Menschen, die ein paar Brocken Deutsch sprechen. Aber ein Lächeln ist international und man kann sich mit Händen und Füßen verständigen. Im Jurtencamp konnte ich traditionelle Lebensweise beobachten, aber auch sehen, dass die Moderne Einzug hält: Handys und Generatoren sowie Solarpanels zur Erzeugung von Strom für den plärrenden Fernseher.

Trekking scheint hier nicht allzu gängig zu sein, denn meine Begleiter konnten nicht recht nachvollziehen, dass man lange Strecken zu Fuß gehen und nicht reiten möchte. Hin und wieder sahen wir einen alten Lada Niva sich einen Berg hinauf quälen. Oft hielten die Fahrer an, weil mich alle mit einem großen Hallo begrüßen wollten. Ich war immer wieder erstaunt darüber, wie viele Menschen in dieses kleine, aber schier unverwüstliche Auto passten.

  • Infos und Organisatorisches

Es war auch für diese Region nahezu unmöglich, Kartenmaterial oder Informationen im Allgemeinen zu erhalten. Wie auch in den anderen Regionen Kirgistans war ich mit einem Guide und einem Porter unterwegs. Beide waren meiner Einschätzung nach noch keine 20 Jahre alt, lediglich der Guide sprach ein paar Brocken Englisch. Sie hatten ein Pferd dabei, welches ein paar Sachen transportierte; die meiste Zeit jedoch trug ich meinen Rucksack selbst. Wenn auch das Trekking leicht und die Wegfindung kein Problem gewesen wäre, so war ich doch froh, beide dabei zu haben. Durch sie hatte ich einen anderen und besseren Zugang zu den Hirten am See.



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Exploring the world and myself by two feet.

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